Persönliche Zeitrechnung

Normalerweise benutzen alle ganz normale Jahreszahlen, um ihr Leben zu beschreiben. Bei mir ist das irgendwie anders. Mir ist aufgefallen, dass ich Begebenheiten in Erzählungen und Gesprächen immer in Phasen einordne. Mein Leben teilt sich in gewisse Abschnitte, an denen ich auch meine Erinnerungen festmache.


Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Zuerst ist da die Babyphase, daran habe ich freilich keine Erinnerungen, aber man hat mir ja einiges davon erzählt. Dann kommt die Krippenzeit, vom 1. bis zum 2. Lebensjahr. Daran habe ich ganz wenige Erinnerungen. Die Kindergartenzeit dauerte vom 2. bis zum 6. Lebensjahr, da gehen die Erinnerungen richtig los.

Jetzt unterteilt es sich ein bisschen. Es folgen 10 Jahre Schulzeit.
Diese umfassen 4 Jahre Unterstufe und 6 Jahre Oberstufe, alles an der selben Schule, aber in den einzelnen Stufen mit sehr verschiedenen Lehrern und in der Oberstufe auch mit wesentlich mehr Unterrichtsfächern.
Die Unterstufe hat bei mir einen kleinen „Bruch“, denn als ich gerade in die 3. Klasse gekommen war, wurde meine Schwester geboren. Ab da war ich nicht nur Schulkind, sondern auch große Schwester.
Oft unterscheide ich die einzelnen Schulphasen auch nach unseren Klassenleitern. In den ersten 4 Jahren hatten wir eine Frau, in der 5. Klasse einen Mann. In den nächsten 3 Jahren war es eine sehr nette, erfahrene Frau und in den letzten beiden Jahren eine Absolventin, die kurz vor unserer Prüfungszeit in Schwangerenurlaub ging.
Das hatte alles auch Auswirkungen und je nach Erleben waren die Klassenleiter wichtig.

Nach der Schule begann ich ein 4-jähriges Fachschulstudium, dessen letzte beiden Jahre mit der Wende zusammenfielen. Auflösungserscheinungen.
Es folgten 2 Jahre Anschlussstudium an einer Hochschule mit einem Nebenjob, der mir den Führerschein finanzierte. Dann 2 Jahre an einer Universität. Mit einem Nebenjob in einem Fastfood-Laden.
Da ich das Studium nach 8 Jahren geschmissen habe, kam eine Umschulung von 21 Monaten, die in meinem Kopf aber 2 Jahre dauerte.
Dann habe ich 4 Jahre als Mitarbeiter in der o.g. Fastfood-Kette gearbeitet, bin umgezogen und habe weitere 4 Jahre im Management in der o.g. Fastfood-Kette verbracht.
Das Ende erfolgte mit Schrecken, denn ich war so krank, dass ich die Arbeit nicht mehr geschafft habe.

Es folgte eine Phase der Krankheit ohne Zeitrechnung, an die ich mich gar nicht mehr erinnern möchte. Ich habe nur vor mich hin vegetiert, die Tage hinter mich gebracht und nichts Nennenswertes geschafft. Außer zu überleben.

2008 wurde meine Nierenerkrankung festgestellt, 2009 begann die Dialyse. Damit setzt die Zeitrechnung wieder ein.
Die Dialysezeit endete 2016, als ich eine Ersatzniere bekam, die eine Frau als Organspenderin nach ihrem Tod zur Verfügung gestellt hatte.
Seit 2016 läuft nun die Nach-Transplantations-Zeit und damit wieder ein ganz neuer zeitlicher Abschnitt.
Meine persönliche Zeitrechnung ist also von einem normalen Lebenslauf zu einer gesundheitlich orientierten Betrachtung geworden.
Ob sich das wohl nochmal ändern wird?

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Ich bin schuld…

Jedenfalls für E.
Er hatte am Samstag einen Schub. Fibromyalgie ist sowas von hinterlistig!
Mit Tabletten und viel Schlaf konnte er einen Termin am Abend einhalten. Waren nur 2 Stunden.
Die Schmerzen haben sich größtenteils zurückgezogen, aber in den Händen werden sie wieder stärker. Damit auch der Schub. Nur hat er diesmal nicht mehr Schmerzen, sondern die Psyche spielt verrückt. Und das merkt er selbst nicht so.

Hat er mich gestern noch gelobt, dass ich auch ohne ihn viel im Haushalt und mit der ganzen Organisation hier schaffe, ist ihm heute jeder Hinweis auf irgendwas zuviel. Egal was, er vergleicht mich jetzt schon mit meiner Mutter, die eine zwanghafte Persönlichkeit hat. Sicher habe ich Züge von ihr, das bleibt wohl nicht aus, aber ich verhalte mich heute sehr viel entspannter als gestern, weil ich schon viel „abgearbeitet“ habe. Der Vergleich mit meiner Mutter ist eine Strafe für mich, das weiß er. Und diesmal ist er auch völlig ungerechtfertigt. Konzentriertes Arbeiten ist nicht gleich zwanghaft.

Sogar die Feststellung, dass ich meinen Vorgängerblog nicht in WordPress integrieren werde, weil mich das letztlich doch wieder von Twoday abhängig macht, hat er als Nörgelei empfunden. Dabei habe ich ihm erklärt, dass sich die Mühe gar nicht lohnt, weil sich sehr viele Links verändert haben und ich aufgrund der Verstümmelung teilweise einzelne Beiträge selber nicht mehr verstehe. Es ist Nörgelei. Hm.

Er ist gerade weg, so dass ich aufatmen kann. Aber er selbst leidet natürlich total, auch wenn er es (noch) nicht auf sich bezieht, sondern die Ursachen bei anderen sucht.
Ich HASSE diese Krankheit!


Bild von Bruno auf Pexels