Es ist Sommerwetter!


Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Nein, ich will euch nicht veralbern. Ich habe letztens diesen Beitrag von Jörg Kachelmann gelesen und versucht mich zu erinnern.

Die letzten Jahre ergaben in meinem Gedächtnis nur viel Stöhnen und Jammern über die Hitze. Mein eigenes Gefühl sagte mir „zu viel, zu lang, zu heiß“. Während meiner Dialysezeit musste ich mir die Austrittsstelle von meinem Katheter bekleben, an der Ostsee nochmal wasserdicht. Es war so heiß, dass sich das Pflaster durch meinen Schweiß ablöste. Das war für mich nicht normal.

Heute regnet es, es ist seit Tagen ziemlich kühl und meine Erinnerung geht noch weiter zurück. Damals, als es für mich noch Sommerferien gab. Als ich ins Ferienlager und in den Urlaub fuhr.
Als ich immer Kleidung für schlechtes Wetter mitnehmen musste und diese auch immer gebraucht habe. Tischtennisspielen im Regen, kein Besuch des Badesees, weil es zu kalt war. Nicht-raus-dürfen wegen tagelangen Schüttens aus den Wolken. Nicht-draußen-essen, weil das Essen und uns zu schnell kalt geworden wäre.

Ja, so war das damals. Und das waren ganz normale Sommer. Auch wenn die Hitze inzwischen in Bereiche steigt, an die ich mich früher nicht erinnern kann, und der Regen viel seltener geworden ist – das, was wir jetzt haben, mit unter 20 Grad und immer wieder Regenschauern, das ist das ganz normale Sommerwetter, wie ich es als Kind auch schon erlebt habe. So müsste es eigentlich regelmäßig sein, damit die Natur und wir alle hier gut zurechtkommen würden.

Stattdessen werde ich mich an diesen Sommer erinnern mit „zu kalt, zu nass, kein richtiger Sommer“.

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Glücksmoment #5

Gestern hatte ich eine Begegnung mit einer jungen Amsel. Saß einfach da im Garten, ca. 1 Meter von mir entfernt, piepste und guckte mich an.
Ich wurde zur Salzsäule und guckte sie auch an. Manchmal pickte sie – ich blieb unbeweglich.
Nach etwa 5 Minuten hüpfte das kleine Leben unter einen Strauch und ich traute mich, mein Gewicht zu verlagern.

5 magische Minuten, Glücksmoment Nr. 5. Wenn dass nicht passt… Ich bin beseelt.

Projektion in der Psychologie

Wiedermal ein Thema aus der Psychotherapie. Diesmal geht es um eine Leinwand.


Bild von Bruno Glätsch auf Pixabay

Diese Leinwand ist bei betroffenen Menschen immer da, sie selbst merken sie aber nicht. In Anwesenheit anderer fährt diese Leinwand herunter und zeigt dem Betroffenen einen Film. Einen Film, der ihm die andere Person zeigt. Allerdings ist dieser Film nicht realistisch, denn er zeigt die andere Person mit den Werten und Vorstellungen des Betroffenen. Wie ein Spiegelbild. Der Betroffene merkt das nicht, der Film ist für ihn logisch und nachvollziehbar.
In Wirklichkeit benimmt sich die andere Person aber meist ganz anders, und dann ist der Betroffene wirklich betroffen, denn das hat er nicht erwartet und kann damit oft nicht gut umgehen. Die Leinwand begrenzt seinen Horizont so stark, dass die Vorstellungskraft über die eigenen Verhaltens- und Denkweisen nicht hinausgeht.

So entstehen viele soziale Probleme, ob im Umgang mit Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen oder Vorgesetzten. Auch in der Familie kann es zu kompletten Brüchen führen, wenn ein oder mehrere Beteiligte eines Konfliktes so eine Leinwand mit sich herumtragen.

Es ist natürlich klar, dass diese Leinwand abgeschafft werden muss. Nur so bekommt man einen freien Blick auf die Realität. Leider kann man das nur bei den eigenen „Filmen“ tun. Andere müssen entweder selbst auf die Idee kommen, dass sie so eine Leinwand haben, oder weiterhin „in ihrer eigenen Psychosuppe schwimmen“.

Einige sehr gute und anschauliche Beispiele für solche Projektionen (so wird der Film auf der Leinwand in der Fachsprache genannt, deshalb auch der Titel dieses Beitrages) habe ich auf dieser Seite gefunden. Ganz unten im Beitrag stehen auch ein paar hilfreiche Fragen, wie man sich selbst auf die Schliche kommen kann, nämlich:
„Was hat das eigentlich mit mir zu tun?“
„Werfe ich dem anderen gerade vor, was ich selbst in mir trage oder sogar lebe?“
„Oder werfe ich dem anderen etwas vor, was ich mir selbst nicht erlaube?“
„Oder werfe ich dem anderen etwas vor, dass er etwas hat oder kann, was ich nicht habe oder kann?“

Etwas trockener ist die Erklärung auf Wikipedia, da finde ich u.a. die Querverweise sehr aufschlussreich.

Natürlich habe ich dieses Thema nicht ohne Grund beschrieben. Bei mir rollt sich auch sehr oft diese Leinwand herunter. Der Film ist dann toll, aber die Realität eine Enttäuschung. Ich werde dieses „Was hat das eigentlich mit mir zu tun?“ zu meinem Mantra machen, das auf die Dauer die Leinwand überflüssig machen soll. Wie hinderlich sie ist, habe ich oft genug erlebt – es ist Zeit, etwas zu verändern.