Ein Hinweis vorab: In diesem Beitrag geht es um das Verhältnis zwischen Arzt und Patient. Ängste werden erwähnt. Wer ein Problem mit diesem Thema hat, sollte es vielleicht lieber nicht lesen. Es könnte Erinnerungen wachrufen, die zu psychischen Problemen führen.
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10 Ärzte, 11 Meinungen
So ist es auch mit den Persönlichkeiten unter ihnen – ich könnte Romane darüber schreiben! Das würde natürlich jeglichen Rahmen sprengen, deshalb beschränke ich mich hier lieber auf die fünf Ärzte in der nephrologischen Praxis, die mich derzeit ambulant betreuen.
Arzt 1 ist nett, aber im Nierenfach noch etwas unerfahren, in anderen medizinischen Bereichen dafür sehr sicher. Er hinterlässt in mir meist ein gutes Gefühl.
Bei Arzt 2 hat spürbar mehr Erfahrung, findet jedoch fast bei jedem Gespräch Gründe, um mich ins Krankenhaus einzuweisen. Er duldet keinen Zweifel und keinen Widerspruch. Gespräche bestehen aus Monologen seinerseits, die nur Zustimmung erheischen wollen. Ein sehr unangenehmer Mensch.
Arzt 3 strahlt viel Ruhe aus, wirkt ab und zu in sich gekehrt und besorgt. Er legt nicht übermäßig viel Wert auf die Zahlen im Computer, sondern möchte lieber wissen, wie ich mich gerade fühle. Auch Privates findet Eingang in die Gespräche. Dieses Arzt-Patienten-Verhältnis ist von Menschlichkeit geprägt.
Arzt 4 spricht „Ja. Ja. Ja… Ja! Ja“, während ich von meinen Beschwerden berichte. Nebenbei hackt er auf der Tastatur herum. Er ist von der schnellen Sorte, was die Wartezeiten verkürzt, aber nicht immer Gewissenhaftigkeit vermittelt. Trotzdem hat es meist Hand und Fuß, was er tut.
Arzt 5 ist jemand, der immer freundlich ist, sich viel Zeit nimmt, alle Blutwerte ansieht und sich nach meinem Befinden erkundigt. Es sind auch sehr private Wortwechsel möglich. Am Ende entlässt er mich immer „in die Freiheit“. Das ist der Arzt meines Vertrauens dort, den ich im Notfall immer kontaktieren kann.
So variabel die Behandler, so unterschiedlich die Arztgespräche. Dadurch entstand bei mir viel Unsicherheit und letztlich bekam ich Angstzustände. Denen begegne ich, indem ich mich im Vorfeld erkundige, wer mein Gesprächspartner sein wird. So kann ich mich auf mein Gegenüber einstellen und bin viel ruhiger.
Diese Geschichte ist mein dritter Beitrag zu den abc.etüden vom Blog Irgendwas ist immer von Christiane. Diesmal geht es um die 38. und 39. Woche und es waren die Wörter „Roman“, „variabel“ und „entlassen“ zu verwenden. Von den maximalen 300 Wörtern habe ich 289 verwendet.
Der Einfachheit halber und um Neutralität und Anonymität zu wahren, habe ich bei den Ärzten die männliche Form verwendet. Es sind aber durchaus Frauen dabei.