Letztens hatte ich mal die Möglichkeit, mit einem E-Auto zu fahren. Modernes Auto, wenig Kilometer runter, Restreichweite 130 Kilometer. Prima, genau richtig für einen spontanen Besuch bei Verwandten. 25 Kilometer einfacher Weg – da machte ich mir keine Gedanken.
Das Fahren mit dem Auto machte Spaß. Es gab keine Beschleunigungsverzögerung wie bei Benzinern oder Dieselfahrzeugen, die erstmal auf Touren kommen müssen. Ein E-Auto ist sofort da und liefert sofort Leistung! Auf der Autobahn gab es kein Motorengeräusch, das war genial! Natürlich hörte man die Räder und den Fahrtwind, aber es war einfach viel leiser im Innenraum. Sehr angenehm!
Doch es war kalt (4 Grad) und ohne Heizung ging es nicht. Aber als sie an war, sank die Restreichweite gleich mal um 20 Kilometer. Klar, es ist eine rein energiebetriebene Heizung, die Wärme kommt nicht vom Motor. Und so fühlte es sich an (und roch auch so), als würde ein Heizlüfter laufen. Mit Blick auf die Anzeige blieb die Heizung nur so lange an, wie es unbedingt sein musste, was die Fahrt nicht sehr komfortabel machte.
Am Ziel angekommen, gab es noch mehr Neugierige, die das Auto ausprobieren wollten, und ca. 10 Kilometer drauf fuhren. Dann ging es wieder zurück.
Leider war die Rückfahrt gar nicht mehr entspannt, denn irgendwas stimmte mit der Angabe der Restreichweite nicht. Obwohl ich ein lahmer Fahrer bin und nur wenige Male die Beschleunigungsmöglichkeiten ausprobiert habe (wie auch die anderen Tester) und trotz der minimal betriebenen Heizung, muss ich zu viel Strom verbraucht haben. Während der Rückfahrt bekam ich mehrmals die Warnung, dass ich eine Ladesäule aufsuchen sollte. Klar – mitten auf der Autobahn oder was! Ich schwitzte nun von ganz allein.
Ich schaffte den Rückweg. Es blieben 25 Kilometer Restreichweite auf der Anzeige stehen. Gefahren war ich 60 Kilometer.
130 am Anfang minus 60 gefahrene = 70 übrige Kilometer.
Siebzig! Nicht fünfundzwanzig!
Wo waren die Kilometer geblieben? Wie aussagekräftig ist so eine Anzeige? Wie alltagstauglich ist ein Fahrzeug, das eh viel weniger Reichweite als ein normales Auto hat, das wirklich JEGLICHEN zusätzlichen Verbrauch (z.B. das Radio und das Navi, von der Heizung abgesehen) direkt von der Restreichweite abzieht? Was ist im Sommer mit der Klimaanlage?
Wie lange das Auto geladen werden muss, weiß ich nicht. (An der Säule geht es schneller, an der normalen Steckdose dauert es 12 Stunden.) Offen gesagt, ist mir das inzwischen auch egal. Alltagstauglich ist was anderes und die Fahrt zu meinen Eltern, die 550 Kilometer entfernt wohnen, kämen wohl einer halben Weltreise gleich. Ach so nein, ich soll ja mit der Bahn fahren. Aber auch das wäre inzwischen eine Ganztagsunternehmung, weil keine Züge mehr von hier nach da durchfahren und die Streckenführung absolut umständlich ist. Nein, danke! Zu beidem.
Ach ja, ich habe absichtlich nichts zu Preisen geschrieben. Denn auch die wären ein totales Gegenargument – sowohl gegen E-Autos als auch gegen die Bahn. Zukunftsorientierung stelle ich mir irgendwie anders vor, da muss noch ganz viel getan werden.