Ich wollte ja Liegengebliebenes aufarbeiten und dazu gehört auch mein Blog.
Also habe ich heute mal meine Abonnentenliste „ausgemistet“. Ich schreibe hier doch manchmal sehr persönliche Dinge und wer meinen Blog zwar abonniert hat, aber selbst nicht bloggt und nie ein Lebenszeichen hier hinterlassen hat, ist nun rausgeflogen. Ebenso solche mit rein englisch- und spanischsprachigen Blogs, weil ich hier nicht nachvollziehen kann, was für Menschen da bei mir regelmäßig lesen können. Nette Mitleser sind natürlich gerne willkommen, aber so ganz fremd ist dann für mich auch doof. Ein bisschen möchte ich wenigstens wissen, mit wem ich es zu tun habe.
Von ein paar Blogs, die ich selber abonniert hatte, habe ich mich auch verabschiedet. Sie waren seit vielen Monaten oder Jahren inaktiv UND ich hing nicht an den Leuten, die sie betrieben haben. Naja, bei zwei oder drei hat sich auch meine Interessenlage geändert. So ist halt alles im Fluss. Ich denke aber nicht, dass mich irgendjemand vermissen wird, denn ich war selbst nicht aktiv in diesen Blogs.
So, und zu guter Letzt gibt es nun ein einfaches Kontaktformular auch in kostenlosen Blogs. Jedenfalls habe ich das jetzt gefunden. Ich habe also meine persönlichen Daten im Impressum entfernt und dort gibt es nun dieses Formular. Wer mir darüber schreibt, landet direkt in meinem E-Mail-Postkasten – es gibt also keine Umwege mehr.
Ja, ich denke darüber nach, in Zukunft einige Beiträge mit einem Passwort zu schützen. Das kann dann auch über das Formular erfragt werden, ist also eine Vorbereitung dafür.
Diese Beschreibung bezieht sich auf die erwähnte Person in meinen Wochenrückblicken und wird ab und zu verlinkt.
Ein paar Mal ist er in meinen Wochenrückblicken schon aufgetaucht und wird er auch noch öfter. Deswegen bekommt er nun seinen eigenen Beitrag. Ob er wirklich Peter heißt, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist es Zeit, einmal mehr von ihm zu erzählen.
Das erste Mal sah ich nicht ihn, sondern seine Sachen. Ein großer voller Müllbeutel, eine Campingliege, Decken und einen kleineren Beutel. Ich war auf einem Spaziergang in dem kleinen Park auf der anderen Straßenseite (Wiese, Sträucher und einzelne Apfelbäume) und setzte mich auf die Bank dort, um den Sonnenschein des Spätsommers zu genießen. Hinter der Bank befanden sich eben diese Sachen, die ich mir ansah, aber nicht berührte.
Nachts lag der Mann, dem die Sachen gehörten, auf der Liege. E. und ich sahen ihn beim nächtlichen Spaziergang im Taschenlampenlicht. Irgendwann trafen wir den Mann zu etwas früherer Uhrzeit am Abend. Wir gingen in unterschiedliche Richtungen und grüßten uns freundlich. An einem nicht so freundlichen Tag saß er an der Bushaltestelle schräg gegenüber von unserem Haus und schützte sich dort vor dem Wind. Wir grüßten ihn wieder und stellten uns als Nachbarn vor. Er heißt Peter. Hilfe brauchte er keine, aber etwas Wasser wäre schön, er müsste sonst immer aus dem Hahn für das Scheibenwischerwasser an der Tankstelle oder aus dem Hahn auf dem Friedhof trinken.
Wir brachten ihm Wasser. Jeden Tag zwei Flaschen. Dabei kamen wir natürlich auch ins Gespräch. Peter war früher Logistikmitarbeiter in einer Spedition, fuhr LKW. Und dann kam, was so oft passiert: Seine Frau verließ ihn, er verlor etwa zeitgleich seine Arbeit, durch das alles auch seine Wohnung. Sicher war er am Folgenden nicht ganz unbeteiligt, aber die Schicksalsschläge nahmen ihm die Kraft zu kämpfen. Arbeitsamt und Jobcenter wiesen ihn ab, er gab sofort auf und wollte keinen Fuß mehr in solche Ämter setzen. Nein, auch nicht ins Rathaus für eine Grundsicherung!
Er ernährte sich von weggeworfenen Lebensmitteln aus Mülleimern von Discountern. Vielleicht containerte er ja auch, jedenfalls sahen seine Lebensmittel sauber aus und waren teilweise noch eingeschweißt. Ja, die Haare wucherten und der Bart auch. Wohin er auf die Toilette ging, habe ich nicht gefragt. Es gab ja genug Büsche. Auf jeden Fall hatte er sich mit seinem Leben arrangiert und wirkte gar nicht unglücklich. Ein bisschen verwirrt teilweise, ja. Aber nett und mit einem Lächeln in den Augen.
Wie Peter sagte, ist er jetzt frei. Er hat keine Verpflichtungen mehr – gar keine! Und so soll es bleiben, findet er. Vor über 10 Jahren ist er aus der Gesellschaft ausgestiegen und möchte es nicht mehr anders haben. Aber irgendwo muss er bleiben, und nachdem seine alte Unterkunft (nicht weit von der neuen), bestehend aus einem alten Bauwagen und einem Container, von irgendwem abgebrannt wurde, suchte er sich nun die Bank aus. Natürlich kam ziemlich flott die Polizei und überprüfte ihn, aber er durfte bleiben.
Irgendwann wurde es Herbst und es war nachts kalt und nass. Tagsüber hingen seine Sachen über der Lehne der Bank, um zu trocknen. Wir hätten gerne irgendwie geholfen, aber wie? Wasser wollte er keins mehr, das würde innerlich kalt machen. Dafür hätte er jetzt Cola und Sprite, die er sich selber kaufen könnte! Peter hatte Geld bekommen. Genug Geld für ihn. Woher, erfuhren wir nicht. Peter hat eine seeehr umständliche, sich nicht festlegende Sprache! Er weiß sicher, warum. Wir klinkten uns jedenfalls an dieser Stelle aus der „Betreuung“ aus, offenbar brauchte er unsere Art von gegenständlicher Hilfe nicht mehr. Das bedeutete aber nicht, dass er keine bekam. Andere Leute sprachen auch mit ihm.
Und so stand plötzlich ein kleiner Holzverschlag auf Rädern auf der Wiese neben der Reihe Büsche. Die Sachen an der Bank waren verschwunden. Wir durften einen Blick in den Verschlag mit Stehhöhe werfen, der außen mit einer wasserabweisenden Plane versehen und mit einem Vorhängeschloss verschließbar ist. Die Liege stand drin und seine Sachen waren da und es gab sogar Licht. Wer der edle Spender war, bekamen wir nicht heraus. Aber dass es so jemanden in unserer Nachbarschaft gab, freute uns unendlich! Es gibt ein paar Firmen im angrenzenden Gewerbegebiet, sicher war es jemand von dort.
Und letzte Woche, da trafen wir einen ganz neuen Peter. „Ohne“ Haare (mit Mütze) und ohne Bart! Unser Nachbar aus dem Nachbarhaus, der auf der anderen Seite unseres Hauses eine Autowerkstatt betreibt, hat ihn dort die sanitären Anlagen benutzen lassen. Peter wirkte glücklich, wieder wie ein normaler Mensch auszusehen und sauber zu sein. Da es inzwischen etwas wärmer tagsüber ist, braucht er auch nicht mehr so dicke Lagen an Jacken, erfreut sich an der Sonne und dem Leben.
Ja, Peter ist einer unserer Nachbarn geworden. Ein freundlicher Nachbar, der offenbar auch von anderen hier willkommen geheißen wird. Er wohnt halt nicht in einem Haus, aber dafür drüben auf der Wiese. Das ist nicht von Belang. Ich hoffe, dass er noch lange hier leben darf!
Getroffen: den Installateur, den Obdachlosen, den Nachbarn und den Sohn von gegenüber, einige mehr oder weniger gute Bekannte Bekannte (Randy, Michael, Enrico, Kevin, Uwe, den anderen Uwe, Arne, Noah, Thomas, Andreas, Volker), den Nachbarn aus dem Nachbarhaus – es waren bis dahin echt nur Männer – die Lola-Leute (puh, doch eine Frau!)
Gemacht: gehausmeistert (Termin mit dem Installateur vereinbart und wahrgenommen), Gespräch mit dem Nachbarn von nebenan, Hausarbeiten (einiges geputzt, Wäsche gewaschen und zusammengelegt, Chauffeursmütze stabiler gebastelt), mit einer nichtmehrganzfremden Dame telefoniert, Psychotherapie, Testfahrt als Passagier mit Oldtimer-Bentley, abendlicher Spaziergang mit E., Auto geputzt
Gewesen: zu Hause, im Autohaus (mehrmals), beim Café Pompöös
Gesehen: – Fernseher: „The war of worlds“ (Filmreihe), „Ein Kessel Buntes – Das XXL-Jubiläum“ (Erinnerungssendung, letzte Ausgabe), „Terra X“ (Wissenschaftsserie, diesmal über das Mittelalter, Hexenverfolgung und Tutanchamun), „James Bond – Leben und sterben lassen“ (Film) – Natur: Krokusse drüben im Park, Tauben auf dem Dach, Wildbienen an den Insektenhotels, eine große Eidechse neben der Treppe, zweimal je eine kleine Eidechse auf der Treppe (eine mit rötlichem Vorderteil, die andere eher orange), eine schwarze Holzbiene (auch an den Insektenhotels), eine Hummel, sehr viele blühende Sträucher – Sonstiges: irgendwie nix.
Gehört: das erste morgendliche Amsellied dieses Jahres, Meisen, Krähen, Tauben, am Anfang der Woche sehr viel Geschrei aus der Nachbarwohnung (bis zum Gespräch)
Gegessen:selbst gemacht: diese Woche nichts / bestellt/geholt: gegrillte Putenkeule, Chicken Wings mit Schinkenröllchen und Kartoffelecken / aufgewärmt: den Rest Putenkeule, Frühlingstopf aus der Dose gepimpt mit Maultaschen / Sonstiges: Toastbrot mit Honig, Toastbrot mit Frischkäse und Wurst
Genascht: Duplo, Knoppers Nussriegel, Nutella
Getrunken: ACE-Saft, Kaffee, Wasser, Fanta
Gekauft/bestellt: diese Woche nichts
Gesucht: eine Möglichkeit, aus zwei Kappen eine zu machen
Gefunden: den alten Klettverschluss vom Fliegenvorhang als Lösung
Gelitten: an Allergie und Unruhe im Darm, Schlaflosigkeit in der Mittagsruhe
Genossen: die Fahrt im Bentley
Gefreut: – über die viiiielen Wildbienen an den Insektenhotels – über die Nettigkeiten meiner Psychotherapeutin
Geärgert: über meine Mutter
Gefragt: Kann man euch irgendwie helfen?
Geantwortet: Und auch sonst! (Antwort meiner Therapeutin auf meine Aussage „Am Telefon bin ich gut!“)
Gedacht: Was man hat, muss man auch pflegen, sonst hat man es nicht sehr lange.
Gewogen: Noch etwas weniger geworden.
Gemessen: Blutdruck (nicht gemessen wegen krank), Schritte (wieder besser, aber noch nicht gut)
Geplant: Das Liegengebliebene während meiner Krankheit aufarbeiten.
Fazit: Die Woche war zwar etwas anstrengend, aber ich bin wie geplant wieder auf die Beine gekommen. Eine gute Basis für die kommende Woche!
Die Idee für diesen Rückblick habe ich bei LutzBs Blog Magic Landscapes gefunden. „Meine Woche“ ist für mich eine Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübung sowie eine Art Tagebuch.