Neue Zeiten

Ich habe endlich – nach Jahrzehnten – wieder ein Ich-Gefühl. E. muss da durch, denn Vieles an der jetzigen Situation gefällt mir nicht. Ich miste aus, räume Sachen aus dem Keller wieder in die Wohnung, weil sie wieder an Bedeutung gewonnen haben. Meine (!) Sachen! Und umgekehrt. E. musste auch räumen, seine alten Sachen (die zum Großteil in die Kleiderspende gewandert sind oder verkauft werden). Er war zuerst wenig begeistert, aber unterstützend, und zum Schluss fand er es toll. Ein Heimtrainer (Fahrrad) ist bei uns eingezogen. Ich hätte nie gedacht, dass mir das Spaß macht! Aber mit einem normalen Fahrrad traue ich mir momentan nicht zu fahren. Mein linkes Bein ist nicht mehr zum Abstützen geeignet und Erschütterungen kann ich nicht abfangen. Ein Sturz wäre fatal! Und so strampel ich jetzt in der Wohnung, mit Musik und direkt vor dem Ventilator. Ich lasse es natürlich langsam angehen.

Eine andere Neuerung ist ein Akkusauger; der dient eigentlich eher der Bequemlichkeit, denn für den Balkon ist er zu schwach. Aber mal eben durch die Wohnung huschen, ohne vorher ein Kabel verlegen zu zu müssen und das Gerät hinter sich her zu ziehen, ist toll und schnell erledigt. Ich hätte mit ja nie so ein Ding zugelegt, aber ich hatte Gelegenheit, es vorher auszuprobieren. Klasse!

Eine Bekannte von mir ist vorgestern gestorben. Ich sah sie nur einmal, kannte sie aber seit Jahrzehnten. Sie war genauso alt wie ich. Krebs. Was für ein Mist, sie war sehr wichtig für eine alte Freundin mit schwerer körperlicher Behinderung, um die ich mir nun einige Gedanken mache. Wir werden am Wochenende mal telefonieren.

Meine Schwester hat beschlossen, vorerst nicht mehr in diesen Ort an die Ostsee fahren zu wollen. Entweder die Eltern fahren woandershin mit oder das war es mit den gemeinsamen Urlauben. Die „Macken“ unserer Eltern, die uns schon unser ganzes Leben belasten, werden immer störender. Zwei Doppelhaushälften nebeneinander sind da sicher auch nicht förderlich. Ich bin jedenfalls froh, nicht dabei gewesen zu sein. Schade, aber richtig Familie ist bei uns nicht, war es noch nie.

E. hat sich beim Arzt durchchecken lassen, er hat zu dickes Blut. Bis einige Tage vor dem Termin beim Kardiologen nimmt er jetzt auf Eigeninitiative ASS und es geht ihm sehr viel besser damit. Zwar klopft ihm das Herz manchmal immer noch im Hals, aber nicht mehr so stark und die Todesängste sind weg. Für mich ist das ungeheuer entlastend!

Ach ja, heute beim Einkaufen hat mich wieder ein Schäfchen angelacht! Es ist zwar ein Türstopper, aber mit seinen weißen Beinchen kommt es mir nicht auf den Fußboden! Es wird wirklich Zeit, dass ich euch meine Schafe mal vorstelle. Im Zuge des Umräumens bekommen sie auch mehr Platz und an andere Stellen. Wenn das fertig ist, mache ich mal Fotos.

Hach ja, das Leben fühlt sich wieder besser an, ich bin so froh!
Seid alle lieb gegrüßt

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