Die Fenster hatten früher unter den Rollladenkästen nur dickere Pappen. Wegen des Rollladenwechsels mussten sie aufgeschnitten werden und die Tapete war versaut. Jetzt haben sie alle ordentliche Plastikabdeckungen drüber und es ist deutlich leiser in der Wohnung, vor allem bei vorbeifahrenden Autos oder Begängnis an der Haustür. Sehr angenehm!
Die Kinder der Familie von schräg oben werden jetzt von jemandem abgeholt und zur Kita gefahren. Die Mutter läuft mit ihnen also nicht mehr mehrmals am Tag geräuschvoll die Einfahrt hinter zum Auto. Die Ruhe ist so toll, v.a. weil sich das Ganze gerne dann abspielte, wenn ich schlafen wollte. Sehr entlastend!
Zumindest die große Tochter der Familie von nebenan scheint jetzt auch in die Kita zu gehen, vielleicht auch die kleine. Vormittags ist drüben Ruhe und der Tag beginnt nicht mehr mit lautem Gekreische und Gekeife. Frieden in den eigenen vier Wänden ist ja so wertvoll!
Der Hund in der Nachbarschaft bellt momentan nur noch sporadisch länger, auch das tut sehr gut, obwohl er mich letztens wieder mitten in der Nacht geweckt hat.
Die Schwiegereltern sind noch immer nicht geimpft, hatten aber auch kein Problem, nicht zum Geburtstag ihres Sohnes zu uns zu kommen. Wir hätten kein gutes Gefühl dabei gehabt und sie auch nicht, wie sie gestehen mussten. Impfen lassen sie sich trotzdem nicht. Angst vor Langzeitschäden. Mit über 70. Verstehe ich nicht. Ich habe wesentlich mehr Angst vorm Krepieren an Corona.
Ansonsten … Zu viele Krankheiten um mich herum. Meine Großcousine (55) mit eigentlich überstandenem Speiseröhrenkrebs, operiert, Koma, danach Chemo und nimmt nicht wieder zu. Magensonde, palliativ, neue Nahrung wird ausprobiert. Hoffentlich kriegt sie nochmal die Kurve, sie ist eine der wenigen Verwandten meiner Oma, zu denen ich noch Verbindung habe, und es wäre so schade um diesen fröhlichen Menschen! Meine Großtante (75, auch aus dieser Linie) hat irgendwas mit dem Magen, das blutet. Es wurde verödet, kann aber immer wieder aufgehen. Auch nix Gescheites. Meine Mutter (auch über 70) hat weißen Hautkrebs auf der Nase und weiß nicht, ob sie jetzt ins Krankenhaus gehen soll (wenn sie denn einen Termin bekommt) oder erst nach Corona. Angeblich wächst es nicht schnell, aber wie sieht es in einigen Monaten aus? Mein Vater hat ständige Schwindelanfälle und Angst, es könnte wieder ein Schlaganfall kommen. E. (knapp 50) kämpft gerade wieder mit einer starken Fibrophase, ist negativ drauf und leidet. Und dann noch ich (50), zusätzlich mit der Hüfte und der Schulter, die mir immer wieder Schmerzen bereiten, und dem ganzen anderen Kram. Alles irgendwie zuviel und langsam fällt es mir schwer, noch die richtigen Worte für die anderen zu finden. Ich habe ja nichtmal welche für mich.
Meine Schwester meldet sich mal wieder nicht persönlich, nur über ihren Status bei WhatsApp erfahre ich mal was. Inzwischen habe ich mich aber damit abgefunden, dass ich nicht zu ihrem engeren Freundeskreis gehöre. Schade.
Eine alte Freundin von mir hat vor einigen Jahren eine Katze verloren. Sie kam einfach nicht mehr wieder nach Hause. Nach einer Weile hatte die Freundin eine neue Katze, einen Kater. Auch der kam irgendwann nicht mehr wieder. Nun hatte sie einen 17-monatigen Kater und auch der ist seit einigen Tagen vermisst. Sie hat nun bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Mir tut es so leid für sie, denn sie ist mit der Glasknochenkrankheit körperlich schwerst behindert und wird von einer 24-Stunden-Pflegekraft versorgt. Die Katze ist ihr einziges Familienmitglied im Haushalt und die Bindung entsprechend eng. Ich möchte mir auch gar nicht weiter vorstellen, was mit den Tieren passiert ist.
Meine Schafstörungen haben Ausmaße angenommen … Es ist schwierig mit nur einem Schlafzimmer. Wenn ich aufstehe, muss E. umziehen oder mit aufstehen. Momentan steht er meistens mit auf und wir haben einen verrückten Tagesablauf, der nie gleich ist. Aber man soll die Feste feiern, wie sie fallen! Wenn wir beide wach sind und tatendurstig, ist es Blödsinn zu versuchen, wieder einzuschlafen, nur weil die Uhr sagt, wir müssten. Meine innere Mutter hat nur Abwertung dafür übrig, mein inneres Kind findet es toll. Immerhin habe ich heute, d.h. gestern, so viel geschlafen, dass ich diesen Beitrag jetzt erst, am frühen Montag, abschicken kann.
Unter diesen Umständen fällt es mir schwer, mich zu irgendwas aufzuraffen. Liegengebliebenes bleibt noch länger liegen, die Erledigung irgendwann kostet entsprechend mehr Kraft. Immer hoffe ich, dass es mal besser wird. Aber meine einzige Möglichkeit besteht darin, rechtzeitig festzustellen, wann ich Energie habe. Und diese dann zu nutzen. Wenn die Psyche mitspielt und nicht wieder schwarze Wolken da sind.
Ich werde Schritt für Schritt weitermachen, ein Anfang ist in dieser Woche schon getan, indem ich mich mal um den gröbsten Papierkram gekümmert hab‘. Hoffentlich gelingt es! Die Zeit läuft gerade ohne mich davon…
Danke für’s Lesen und liebe Grüße an euch alle!