Gedankensplitter 07.11.2021

Die Fenster hatten früher unter den Rollladenkästen nur dickere Pappen. Wegen des Rollladenwechsels mussten sie aufgeschnitten werden und die Tapete war versaut. Jetzt haben sie alle ordentliche Plastikabdeckungen drüber und es ist deutlich leiser in der Wohnung, vor allem bei vorbeifahrenden Autos oder Begängnis an der Haustür. Sehr angenehm!

Die Kinder der Familie von schräg oben werden jetzt von jemandem abgeholt und zur Kita gefahren. Die Mutter läuft mit ihnen also nicht mehr mehrmals am Tag geräuschvoll die Einfahrt hinter zum Auto. Die Ruhe ist so toll, v.a. weil sich das Ganze gerne dann abspielte, wenn ich schlafen wollte. Sehr entlastend!

Zumindest die große Tochter der Familie von nebenan scheint jetzt auch in die Kita zu gehen, vielleicht auch die kleine. Vormittags ist drüben Ruhe und der Tag beginnt nicht mehr mit lautem Gekreische und Gekeife. Frieden in den eigenen vier Wänden ist ja so wertvoll!

Der Hund in der Nachbarschaft bellt momentan nur noch sporadisch länger, auch das tut sehr gut, obwohl er mich letztens wieder mitten in der Nacht geweckt hat.

Die Schwiegereltern sind noch immer nicht geimpft, hatten aber auch kein Problem, nicht zum Geburtstag ihres Sohnes zu uns zu kommen. Wir hätten kein gutes Gefühl dabei gehabt und sie auch nicht, wie sie gestehen mussten. Impfen lassen sie sich trotzdem nicht. Angst vor Langzeitschäden. Mit über 70. Verstehe ich nicht. Ich habe wesentlich mehr Angst vorm Krepieren an Corona.

Ansonsten … Zu viele Krankheiten um mich herum. Meine Großcousine (55) mit eigentlich überstandenem Speiseröhrenkrebs, operiert, Koma, danach Chemo und nimmt nicht wieder zu. Magensonde, palliativ, neue Nahrung wird ausprobiert. Hoffentlich kriegt sie nochmal die Kurve, sie ist eine der wenigen Verwandten meiner Oma, zu denen ich noch Verbindung habe, und es wäre so schade um diesen fröhlichen Menschen! Meine Großtante (75, auch aus dieser Linie) hat irgendwas mit dem Magen, das blutet. Es wurde verödet, kann aber immer wieder aufgehen. Auch nix Gescheites. Meine Mutter (auch über 70) hat weißen Hautkrebs auf der Nase und weiß nicht, ob sie jetzt ins Krankenhaus gehen soll (wenn sie denn einen Termin bekommt) oder erst nach Corona. Angeblich wächst es nicht schnell, aber wie sieht es in einigen Monaten aus? Mein Vater hat ständige Schwindelanfälle und Angst, es könnte wieder ein Schlaganfall kommen. E. (knapp 50) kämpft gerade wieder mit einer starken Fibrophase, ist negativ drauf und leidet. Und dann noch ich (50), zusätzlich mit der Hüfte und der Schulter, die mir immer wieder Schmerzen bereiten, und dem ganzen anderen Kram. Alles irgendwie zuviel und langsam fällt es mir schwer, noch die richtigen Worte für die anderen zu finden. Ich habe ja nichtmal welche für mich.

Meine Schwester meldet sich mal wieder nicht persönlich, nur über ihren Status bei WhatsApp erfahre ich mal was. Inzwischen habe ich mich aber damit abgefunden, dass ich nicht zu ihrem engeren Freundeskreis gehöre. Schade.

Eine alte Freundin von mir hat vor einigen Jahren eine Katze verloren. Sie kam einfach nicht mehr wieder nach Hause. Nach einer Weile hatte die Freundin eine neue Katze, einen Kater. Auch der kam irgendwann nicht mehr wieder. Nun hatte sie einen 17-monatigen Kater und auch der ist seit einigen Tagen vermisst. Sie hat nun bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Mir tut es so leid für sie, denn sie ist mit der Glasknochenkrankheit körperlich schwerst behindert und wird von einer 24-Stunden-Pflegekraft versorgt. Die Katze ist ihr einziges Familienmitglied im Haushalt und die Bindung entsprechend eng. Ich möchte mir auch gar nicht weiter vorstellen, was mit den Tieren passiert ist.

Meine Schafstörungen haben Ausmaße angenommen … Es ist schwierig mit nur einem Schlafzimmer. Wenn ich aufstehe, muss E. umziehen oder mit aufstehen. Momentan steht er meistens mit auf und wir haben einen verrückten Tagesablauf, der nie gleich ist. Aber man soll die Feste feiern, wie sie fallen! Wenn wir beide wach sind und tatendurstig, ist es Blödsinn zu versuchen, wieder einzuschlafen, nur weil die Uhr sagt, wir müssten. Meine innere Mutter hat nur Abwertung dafür übrig, mein inneres Kind findet es toll. Immerhin habe ich heute, d.h. gestern, so viel geschlafen, dass ich diesen Beitrag jetzt erst, am frühen Montag, abschicken kann.

Unter diesen Umständen fällt es mir schwer, mich zu irgendwas aufzuraffen. Liegengebliebenes bleibt noch länger liegen, die Erledigung irgendwann kostet entsprechend mehr Kraft. Immer hoffe ich, dass es mal besser wird. Aber meine einzige Möglichkeit besteht darin, rechtzeitig festzustellen, wann ich Energie habe. Und diese dann zu nutzen. Wenn die Psyche mitspielt und nicht wieder schwarze Wolken da sind.

Ich werde Schritt für Schritt weitermachen, ein Anfang ist in dieser Woche schon getan, indem ich mich mal um den gröbsten Papierkram gekümmert hab‘. Hoffentlich gelingt es! Die Zeit läuft gerade ohne mich davon…

Danke für’s Lesen und liebe Grüße an euch alle!

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Kleiner Alltags-Sexismus

Am Wochenende haben E. und ich wie jedes Jahr ein Auto zum Ausstellen bei einer Messe in unserem Ort gebracht. Das Auto war eine Stretchlimousine, also ziemlich lang. Ich bin E. wie immer mit unserem Auto hinterhergefahren, um ihn auf dem Rückweg wieder mitzunehmen. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang, Routine für uns und wegen des Aufwandes von insgesamt 20 Minuten keine Rede wert, eine Gefälligkeit für einen sehr guten Bekannten.

Aber dann ist etwas passiert, das mir gar nicht mehr aus dem Kopf geht und das ich für absolut nicht mehr zeitgemäß, wohl aber für die Wahrheit in manchen Köpfen halte.

Es gab an der Straße einige Parkbuchten und E. belegte mit der langen Limousine mindestens zwei davon. Die anderen waren alle besetzt. Ich blieb – wie immer – auf der Straße stehen, damit E. genug Ruhe zum Einparken hatte, und wartete, den rechten Blinker eingeschaltet. Auch wie immer. E. würde ja gleich wieder bei mir einsteigen. Die Fahrzeuge hinter mir überholten brav, so viele waren es nicht.

E. ging dann schnell in das Haus, in dem die Messe (eine kleine!) stattfand, und kam mit einem Herren Mitte 50 und einer Dame wieder, die die Limousine noch etwas anders hin dirigierten. Ich sah, dass sie am Ende nicht komplett in der Parkbucht stand, und gab Zeichen an E., der das aber nicht bemerkte.
Stattdessen kam dieser Herr zu mir und fragte sehr (selbst)gefällig: „Was möchten Sie denn?“
Ich, als routinierte Helferin sagte: „Die Limo steht nicht richtig drin.“
Er: „Ah…“ (und dachte wohl: Was hat DIE für eine Ahnung davon?) „Ich sag’s ihm.“ (Mit einem Ton von oben herab und meine Bedenken direkt herunterspielend, unglaublich.) Er wusste offensichtlich nicht, wer ich war, und konnte es sich auch nicht zusammenreimen.

Er ging also zurück zu E., der Frau und der Stretchlimousine. Daraufhin stiegen alle drei in das Auto ein. Nach einer Weile stiegen sie wieder heraus, verabschiedeten sich und E. stieg bei mir ein.

Ich fragte: „Hat der dir gesagt, dass die Limo nicht richtig drin steht?“ – „Nö.“ (Ich wusste es schon vorher.)
E. guckte sich das dann kurz an und entschied, dass alles gut so ist, ansonsten müsste er etwas auf dem Fußweg stehen. Okay, aber das sollte ER halt entscheiden und nicht dieser Herr X.

Am spannendsten war aber, was u.a. besprochen wurde, als die Drei „Probesitzen“ gemacht haben und ich sie nicht sehen konnte.
Da fragte der Herr nämlich ziemlich abfällig: „Was will eigentlich die Alte da, die die ganze Zeit so penetrant rechts blinkt? Die hat hier keinen Platz mehr zum Parken, rafft die das nicht?“
Darauf E.: „Das ist meine Frau, sie nimmt mich wieder mit.“
Es folgte eine kleine Serie an Entschuldigungen, aber das nützt dann auch nix mehr, wenn die Lebenspartnerin des Gegenübers eben als „Alte“ betitelt und als etwas blöd dargestellt wurde.

Leider erfüllte dieser Herr sämtliche Klischees des überaus wichtigen und Frauen verachtenden Geschäftsmannes. Sexismus ist noch immer äußerst verbreitet und kommt fast ständig, oft unterschwellig im Alltag vor. Es wird wirklich Zeit, dass dieses Denken endlich ausstirbt.

Wozu machst du diese Aufstellung?

Diese Frage stellte mir eine Tante, die ich nach dem Datum ihrer Scheidung in den 80-ern fragte und ihr erzählte, dass ich mich mit Ahnen- bzw. Familienforschung beschäftige.

Wie soll man sowas beantworten? Wozu mache ich das?

Am Anfang war es wohl nur die Archivierung der alten Sachen, die ich von meiner Oma bekam. Später kramte mein Vater Zeug von seinem Opa heraus. Das stammte ja aus einer ganz anderen Zeit… Ich merkte, wie mich das packte und ich mehr wissen wollte. Beim Durchsehen des Papierkrams und Erzählungen noch Lebender wurde mir auf einmal bewusst, dass ich Teil einer großen Familie bin. Ich lernte im Nachhinein Menschen kennen, die gestorben sind, als ich ein kleines Kind war. Oder von deren Existenz ich bis dahin nichts wusste. (Wie – mein Urgroßvater hatte Geschwister?)

Es ist auch eine Zeitreise – ein Stück Geschichtsunterricht. Welche Berufe übten meine Vorfahren aus? Wo wohnten sie? Auch interessant: Wer war Trauzeuge bei der Hochzeit von wem? An welchen Krankheiten litten und/oder starben diese Familienmitglieder? Tausend Fragen, deren Antworten mir das Gefühl geben, dass wir alle zusammengehören. Irgendwie. Wahrscheinlich hätte ich nicht alle gemocht, aber das ist bei lebenden Verwandten ja auch so.

Dazu kommt noch der Jagd- und Sammeltrieb. Es ist so toll, wieder jemanden zu finden, ein Puzzleteil des ganzen Bildes, das wohl nie fertig werden wird. Die Suche selbst macht mir Spaß, das Finden ist immer ein kleiner Glücksmoment. Ja, man könnte sagen, „ich sammle Verwandte“.

Nebenbei lerne ich immer besser, die damaligen Handschriften zu entziffern. Die Schreibschrift hat sich in den Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten sehr verändert und es ist eine ziemliche Herausforderung, sie lesen zu können. Ich muss zugeben: Je weiter es zurückgeht, desto schwerer fällt es mir. Trotzdem bin ich froh, die Schrift meiner Großeltern und Urgroßeltern und noch etwas davor lesen zu können. Früher war mir das immer ganz fremd.

Am Ende möchte ich auch das zusammengetragene Wissen auch bewahren. Wer weiß, wen es später mal interessieren wird und wer darauf zurückkommt – aus den selben Gründen wie bei mir. Gewisse Informationen findet man nicht in Archiven, die ich aber von den Lebenden noch erfragen kann. Oder sie erzählen mir kleine Episoden. So bleibt etwas von uns, das sonst unwiederbringlich verloren wäre.

Warum mache ich das mit der Ahnenforschung? Weil es mich erfüllt und zufrieden macht.

Tag der Freude #26


Quelle: Bild von congerdesign auf Pixabay, Bearbeitung von mir

Heute ist wieder ein Dienstag, ein Tag, an dem ich mir öfter mal vor Augen halte, welche Anlässe zur Freude es derzeit für mich gibt. Auch wenn die Zeiten gerade wieder etwas anstrengender werden, gibt es im Kleinen doch Momente, über die ich mich freue. Zum Beispiel,

  • dass ich heute mal beim Weckerklingeln aufstehen konnte, was zeigt, dass meine Schlafstörungen viel besser geworden sind,
  • dass mein neues Dinkelkissen sich so gut anfühlt (und nach Heuboden riecht),
  • über meine tolle Grünlilie, die ich aber im nächsten Jahr teilen werde, damit ich nicht noch einen größeren Topf brauche,
  • darüber, dass ich mich beim PC-Spielen tatsächlich wieder entspannen kann, aber nach ca. 2 Stunden dann auch wieder genug habe (fühlt sich gesund an),
  • über meinen zweiten Monitor, der das Arbeiten am PC viel komfortabler macht (z.B. bei der Ahnenforschung, wenn ich etwas von einer Internetseite abschreiben muss).

An welchen Dingen erfreut ihr euch denn momentan? Fahrt ihr in den Urlaub? Könnt ihr das schöne Wetter genießen (wenn es denn da ist)? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Liebe Grüße

PS: Hier habe ich noch ein Bild von meiner Grünlilie für euch.

Tag der Freude #25


Quelle: Bild von congerdesign auf Pixabay, Bearbeitung von mir

Heute ist wieder ein Dienstag, ein Tag, an dem ich mir öfter mal vor Augen halte, welche Anlässe zur Freude es derzeit für mich gibt. Heute ist es einfach, denn meine Therapeutin meinte, ich würde mit meinen Gedanken sehr viel in der Vergangenheit hängen und sollte lieber über die Gegenwart nachdenken. Nun… sie hat nur zum Teil recht, denn wenn ich an frühere Zeiten denke, freue ich mich,

  • dass die heutige Hausarbeit im Gegensatz zu früheren Zeiten so viel leichter geworden ist – heute speziell durch Spül- und Waschmaschine und Wäschetrockner,
  • dass ich als Frau eine Hose tragen kann und sich niemand dran stört,
  • über die ganzen Rechte, die ich als Frau habe, die ich früher nicht gehabt hätte (Haushaltsvorstand sein, Wählen gehen, Beruf bzw. andere Tätigkeiten selbst bestimmen, eine Wohnung mieten, den Partner selbst aussuchen),
  • über das Internet (soziale Kontakte pflegen, geistige Ergüsse von mir geben, interessante Beiträge in Blogs und Zeitungen lesen),
  • über die medizinische Versorgung – bei mir sowieso – und vieles mehr!

Also das war wirklich leicht. Ich möchte nicht zurück. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit hilft mir, das Heute schätzen zu können.

An welchen Dingen erfreut ihr euch denn momentan? Fahrt ihr in den Urlaub? Könnt ihr das schöne Wetter genießen (wenn es denn da ist)? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Liebe Grüße