Montagsstarter 35/21

Die Urlaubsvorbereitungswoche ist doch anstrengender als gedacht… Da habe ich den Montagsfüller nun schon auf Dienstag verschoben und schaffe es trotzdem nicht oder kaum, vor Mitternacht am PC zu sitzen. Also los!

Ich genieße das Bewusstsein, ab Samstag aus dem Alltag ausbrechen zu können, momentan sehr. Eine Woche andere Umgebung, andere Leute, andere Themen – das wird mir gut tun!   

❷ Nichts gegen Laptops, aber ich mag so eine feste PC-Station, an der man richtig sitzt, die Tastatur verschieben und bei der man nach Bedarf alles austauschen kann, irgendwie lieber.

Am Meer bin ich ein Stück weit zu Hause, denn die Vorfahren meiner Mutter stammen alle von da. Übrigens waren alle(!) Männer Fischer. Meine Oma aß zwar gerne Fisch, aber einen Fischer wollte sie dann doch nicht. Und so brach sie mit der Tradition und heiratete einen Maschinenschlosser. Der war aber auch nicht ohne Bezug zum Meer – sein Arbeitsplatz war eine Werft! 

Übrigens ist die Ahnenforschung am PC auch einfacher als am Laptop, weil ich hier einen zweiten Bildschirm nutzen und beide verschieben kann, so dass ich trotzdem bequem sitzen und gut gucken kann.

Mit Fremdsprachen komme ich nicht so gut/super klarIn der Schule hatte ich Russisch als erste Fremdsprache. Durch intensiven Unterricht wurde ich dort ganz gut, habe aber nach 25 Jahren des Nichtbenutzens fast alles wieder vergessen. Englisch war von Anfang an in der Schule vernachlässigt und spielte dann keine Rolle mehr, da war nie eine Hoffnung, das richtig zu können. Tja, und andere Sprachen habe ich nie irgendwann und irgendwo gelernt. Dass jetzt so viel Englisch gesprochen wird, wo es deutsche Worte gibt, nervt mich ziemlich.

❻ Mein Sommergefühl in diesem Jahr ist sowas von nicht vorhanden gewesen. Ich hoffe, dass mir das im Winter nicht auf die Füße fällt und ich depressiv werde. Episoden habe ich ja immer wieder, aber dauerhaft muss das wirklich nicht sein.

Diese Woche habe ich Urlaubsvorbereitung, also Mediamente richten, Wäsche waschen, nochmal Hausflur putzen und sowas geplant und außerdem steht/stehen NICHTS im Kalender. Yippieh!!!

Liebe Grüße und habt alle eine gute Woche!

Zur Erklärung: Der Montagsstarter ist ein Lückentext, die Vorgaben sind fett geschrieben. Das Original gibt es wie immer bei antetanni und diesen Montagsstarter findet ihr unter diesem Link.

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Wozu machst du diese Aufstellung?

Diese Frage stellte mir eine Tante, die ich nach dem Datum ihrer Scheidung in den 80-ern fragte und ihr erzählte, dass ich mich mit Ahnen- bzw. Familienforschung beschäftige.

Wie soll man sowas beantworten? Wozu mache ich das?

Am Anfang war es wohl nur die Archivierung der alten Sachen, die ich von meiner Oma bekam. Später kramte mein Vater Zeug von seinem Opa heraus. Das stammte ja aus einer ganz anderen Zeit… Ich merkte, wie mich das packte und ich mehr wissen wollte. Beim Durchsehen des Papierkrams und Erzählungen noch Lebender wurde mir auf einmal bewusst, dass ich Teil einer großen Familie bin. Ich lernte im Nachhinein Menschen kennen, die gestorben sind, als ich ein kleines Kind war. Oder von deren Existenz ich bis dahin nichts wusste. (Wie – mein Urgroßvater hatte Geschwister?)

Es ist auch eine Zeitreise – ein Stück Geschichtsunterricht. Welche Berufe übten meine Vorfahren aus? Wo wohnten sie? Auch interessant: Wer war Trauzeuge bei der Hochzeit von wem? An welchen Krankheiten litten und/oder starben diese Familienmitglieder? Tausend Fragen, deren Antworten mir das Gefühl geben, dass wir alle zusammengehören. Irgendwie. Wahrscheinlich hätte ich nicht alle gemocht, aber das ist bei lebenden Verwandten ja auch so.

Dazu kommt noch der Jagd- und Sammeltrieb. Es ist so toll, wieder jemanden zu finden, ein Puzzleteil des ganzen Bildes, das wohl nie fertig werden wird. Die Suche selbst macht mir Spaß, das Finden ist immer ein kleiner Glücksmoment. Ja, man könnte sagen, „ich sammle Verwandte“.

Nebenbei lerne ich immer besser, die damaligen Handschriften zu entziffern. Die Schreibschrift hat sich in den Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten sehr verändert und es ist eine ziemliche Herausforderung, sie lesen zu können. Ich muss zugeben: Je weiter es zurückgeht, desto schwerer fällt es mir. Trotzdem bin ich froh, die Schrift meiner Großeltern und Urgroßeltern und noch etwas davor lesen zu können. Früher war mir das immer ganz fremd.

Am Ende möchte ich auch das zusammengetragene Wissen auch bewahren. Wer weiß, wen es später mal interessieren wird und wer darauf zurückkommt – aus den selben Gründen wie bei mir. Gewisse Informationen findet man nicht in Archiven, die ich aber von den Lebenden noch erfragen kann. Oder sie erzählen mir kleine Episoden. So bleibt etwas von uns, das sonst unwiederbringlich verloren wäre.

Warum mache ich das mit der Ahnenforschung? Weil es mich erfüllt und zufrieden macht.

Grabsteine im Internet

Vor einigen Jahren suchte ich im Internet einfach mal so nach den Namen meiner Großeltern, zu denen ich zu ihren Lebzeiten eine enge Beziehung hatte. Zu meinem großen Erstaunen fand ich ihren Grabstein! Jemand hatte auf dem Friedhof einige Gräber fotografiert und „beschriftet“. Ich fand das so toll, weil das Grab Hunderte Kilometer von mir entfernt ist und ich es so wenigstens virtuell besuchen konnte.

Im Zuge meiner Ahnenforschung suchte ich die Seite nochmal auf und beschäftigte mich genauer damit.

Tatsächlich dient diese Seite u.a. genau dem Zweck, dass Verwandte ihre Angehörigen auf den Friedhöfen finden können. Ob nun – wie bei mir beim ersten Mal – nur zum virtuellen Besuch oder um im Rahmen der Ahnenforschung die Lebensdaten oder den Ort der Bestattung finden zu können.

Nach eingehender Suche nach Namen und Wohnorten fand ich wirklich die Gräber weiterer meiner entfernteren Verwandten. Natürlich nicht alle, entweder weil die Gräber nicht mehr existieren oder weil die Friedhöfe und die Grabsteine noch gar nicht erfasst sind.

Ziel ist es, die Gräber virtuell zu erhalten, denn wenn die Zeit abgelaufen ist und niemand die Liegezeit verlängert, werden sie aufgelöst und die Grabsteine entfernt. Dann wären sie für alle Zeit verloren, was im Internet natürlich nicht so passieren kann.

Wenn ihr selbst mal gucken wollt, die Seite heißt billiongraves.de. Es gibt auch noch andere Portale, aber dieses ist kostenlos und jeder kann sehr einfach mitmachen.

Ich habe mich dort angemeldet, um die Gräber meiner Verwandten miteinander verknüpfen zu können. Danach habe ich von anderen hochgeladene Bilder „abgeschrieben“ (transkribiert), also die Daten auf den Grabsteinen in eine Datenbank eingegeben. Inzwischen habe ich auch auf zwei Friedhöfen angefangen, selbst Grabsteine zu fotografieren, hochzuladen und zu transkribieren. Ich bin einfach so dankbar, dass mir jemand die Grabsteine meiner Verwandten zugänglich gemacht hat, da möchte ich einfach was zurückgeben!

Mit dem Leiterwagen…

„Mit dem Leiterwagen sind sie in X-Dorf angekommen.“
Mit diesem Satz meiner Cousine kam ein neues Thema in mein Denken, zu dem ich mich bisher nicht zugehörig fühlte.

Wir sind verwandtschaftlich durch ihre Mutter und meinen Vater verbunden, die Geschwister sind. Ihr Vater wurde also „eingeheiratet“ und über diesen Familienzweig wusste ich bis dato nichts. Erst als der Geburtsort von ihm zur Sprache kam, änderte sich das, denn dieser lag in Schlesien.

Dort hatte die Familie gelebt, der Opa war gut begütert und hatte mindestens eine Magd. Aber dann war der Krieg zuende, die Besitzverhältnisse der Länder änderten sich und der Opa, seine Frau, deren Geschwister und alle Kinder mussten weg. Weg – das hieß, dass sie wirklich vertrieben wurden. Es wurde nicht etwa „Geht weg!“ gesagt und sie sollten sich ein neues Zuhause suchen, sondern sie wurden bewacht, dass sie wirklich schnell das Land verließen. Die Kinder des Opas waren damals 9, 6, 5 und 3 Jahre alt.

„Ab und zu durfte jemand aussteigen.“ Das war dann schon in Deutschland und bedeutete, dass eine Familie in dem Ort, durch den der Zug gerade ging, bleiben durfte. Dort begann ihr neues Leben. Für die Familie vom Opa war das X-Dorf. Für die Geschwister der Oma waren das ein Ort in Thüringen, einer bei München, einer im Ruhrgebiet. Die Familie wurde zerrissen.

Heute, wo die Oma schon länger tot ist, kennt niemand mehr ihre Geschwister. Die damaligen Kinder hatten keine Möglichkeit, ihre Onkel und Tanten richtig kennenzulernen, sie blieben immer fremde Leute.

Nun sitzen wir hier mit ganz vielen Namen und Daten und müssen doch einsehen: Dieser eine Familienzweig wird uns verborgen bleiben. Diese Namen kennen wir nicht, unser Andenken gilt Unbekannten. Und so sind wir irgendwie mit drin, in dieser Vertreibungsgeschichte. Der Krieg hat tiefe Wunden gerissen, die auch heute noch sichtbar sind.

6 Schwestern

Mit ihnen fing alles an. Meine Oma war eine von ihnen und eine meiner frühen Kindheitsübungen war, die Namen der anderen fünf Schwestern zu lernen, von denen einzelne Portraitfotos an der Wand hingen. Eine war schon tot und die anderen lebten unerreichbar im Westen. Naja, nicht ganz, denn besonders in den 70-er Jahren besuchten sie ihre Schwester öfter mit Kind und Kegel und sie fuhr auch ab und zu hin.

Als 1989 die Mauer fiel, begleitete ich meinen Vater nach Bayern, für 2 Tage blieben wir dort bleiben. Mir begegneten unsagbare Herzlichheit und viiiele Menschen, die alle mit mir verwandt waren. Unglaublich… Ich wusste, ich müsste das aufschreiben, wer das Kind von welchem Kind einer dieser oben genannten Schwestern war. Aber ich tat es nicht und so gerieten die Menschen und die Verwandtschaftsverhältnisse wieder in Vergessenheit. Trotzdem suchte ich immer wieder mal bei Facebook, ob ich nicht doch noch jemanden finden könnte.

Nachdem ich nun letzte Woche auf den „Jungen“ stieß, der auf einem alten Foto mit mir zu sehen war (damals 3 Jahre alt, heute mit Bart und Glatze), und dieser mir von seinen Brüdern erzählte, begann ich endlich aufzuschreiben. Ich hatte mir in der Vergangenheit auch immer mal Notizen gemacht und in eine Schublade gesteckt. Diese Zettelchen kramte ich nun raus und versuchte, alles irgendwie sinnvoll zu sortieren. Aber am Ende ging es nicht ohne spezielles Programm dafür, das praktischerweise auch eine Ahnentafel erstellen kann.

Im Zuge dessen lebten auf einmal die Kontakte zu meiner Schwester, meinen Eltern, Verwandten in Bayern, einer Tante und einer Cousine auf. Wer davon hörte, kramte in den Erinnerungen und eigenen Notizen und ließ sich vom Forschungsfieber anstecken. Wann hatte denn der lange verstorbene Uropa Geburtstag?

Leider musste ich bei besagter Tante, die ich vor eineinhalb Jahren zuletzt gesehen hatte, feststellen, dass sie gar nichts mehr weiß. Eigentlich hatte ich sie angerufen, um ihr vom Tod ihres Onkels in Bayern zu berichten. „Das weiß ich, ich habe ja noch viele Kontakte dorthin!“ – „Aha, und wer hat dir das erzählt?“ – „Die… die…, hm. Wer hat mir das nochmal gesagt… Die… Hmmmm…“ Mir schwante Schlimmes. „Ach, das ist auch nicht so wichtig, Hauptsache, du weißt es.“ Und dann versuchte ich, irgendwas von ihr zu erfahren. Geburtstage oder sowas. Keine Chance. Am Ende gab sie mir Telefonnummern und ich nahm sie, um ihr ein Erfolgserlebnis zu verschaffen. Außerdem… Wer weiß, ob ich sie mal brauchen würde.
Meine Tante ist dement, ganz offensichtlich. Ich war geschockt und sprach meine Mutter darauf an. „Ja, das zeichnet sich schon seit zweieinhalb Jahren ab.“ Und wieso sagt mir das dann keiner?

Immerhin kamen dann so einige Informationen ans Licht und meine Mutter war auch eine gute Lesehilfe (hihi) für die alten Unterlagen. „Der Standesbeamte hatte eine Sauklaue!“ Ja, deswegen musste sie das für mich „übersetzen“.

Es stellte sich bei dem Ganzen heraus, dass mir eine Hochzeit eines Cousins nicht mitgeteilt wurde, dass ein anderer Cousin in Bälde Nachwuchs erwartet, seine Schwester zwei Kinder hatte, von denen ich zwar wusste, aber nicht, dass sie vorher geheiratet hatte und einen anderen Namen führte.

Wenn es also am Telefon heißt, es gibt nichts Neues, kann es trotzdem sein, dass sich Krankheiten entwickeln, Hochzeiten stattfinden und Kinder unterwegs sind.

Die 6 Schwestern habe ich übrigens noch immer nicht ganz sortiert. Ich kenne nur die Lebensdaten von 4 von ihnen. Über eine habe ich noch gar nichts erfahren und die letzte Lebende werde ich wohl selbst kontaktieren müssen, um ihr Geburtsjahr zu erfahren. Naja, und wenn Kinder da sind, hängen ja immer noch die Männer dran… Es liegt noch viel Arbeit vor mir! Aber wenn ich jetzt nichts mache, sterben die letzten Wissenden und dann geht ein großes Stück Familiengeschichte verloren.

Ein neues Kapitel in meinem Leben ist aufgeschlagen, um altes Wissen um meine Herkunft zu bewahren.