Zahnarzt

Einen Haufen Zähne habe ich verloren. Weil ich soviel Angst hatte. Weil mir als Kind beim Zahnarzt was Schlimmes passiert ist und mein Vertrauen nach dem ersten Besuch nicht mehr vorhanden war. Weil ich auch nachher immer mies behandelt wurde. Weil ich nie eine Spritze bekam. Weil ich als Versager hingestellt wurde. Weil ich die Schmerzen nicht aushalten konnte.

So ging ich als Erwachsene immer erst zum Zahnarzt, wenn der Zahn so hinüber war, dass er gezogen werden musste. Vor dem Schrecken ohne Ende wählte ich das Ende mit Schrecken.

Bis ich eine nette Krankenschwester traf, die mir ihren Zahnarzt empfahl.

„NUR REINGUCKEN! NIX MACHEN! GAR NIX!“
Das war bei unserem ersten Zusammentreffen (er hat sich dran gehalten!) und der Auftakt für eine ganze Reihe von Besuchen bei diesem Zahnarzt. Er brachte in Ordnung, was andere Kollegen übrig gelassen hatten. Ein Zahn mit Wurzelbehandlung musste letztlich doch gezogen werden, wegen der Transplantation. Dafür kann er nix. Der Rest war einfach nett und lieb und genauso, wie man das als Angsthase wie ich brauchte.

Heute war ich wieder da. Alle halbe Jahre muss ich seit der Transplantation hin.
Rauf auf den Stuhl, Zahnstein weg, Kontrolle, runter vom Stuhl. Tschüß!
Der kürzeste Zahnarztbesuch meines Lebens.

Ich liebe es!!!

Für die Etüden: Barfuß zurück ins alte Leben

Es war in einem vorigen Leben, so kommt es mir jedenfalls vor.
Dieses Leben war vor meiner Nierentransplantation. Nach dieser musste ich starke Medikamente nehmen, die Infekte und Wundheilungsstörung förderten. Und Ängste in mir erzeugten.

Früher, da habe ich gern die Natur genossen und bin, so oft es ging, barfuß gelaufen.
Diese Verbindung zwischen meinen Füßen und dem Boden – die war einfach harmonisch, sie hat mich geerdet und mich zu einem Teil der Natur gemacht.

Dann kam die Transplantation und mit ihr kamen die Ängste.
Wegen möglicher Verletzungen bin ich seit zweieinhalb Jahren nicht mehr ohne Schuhe gelaufen.
Mir fehlt dieses ursprüngliche Gefühl von damals, ich kann ein Stück von mir nicht leben.

Ich wünsche mir, dass ich diese Angst besiegen und wieder das warme, stachlige, erdige oder steinige Gefühl an den Füßen spüren und genießen kann.

Davon abgesehen, dass diese Geschichte gerade jetzt im Sommer total meiner Gefühlslage entspricht, ist diese auch mein erster Beitrag zu den abc.etüden vom Blog Irgendwas ist immer. Diesmal geht es um die 28. und 29. Woche und es waren die Wörter „Füße“, „harmonisch“ und „wünschen“ zu verwenden. Von den maximalen 300 Wörtern habe ich 137 verwendet.

Augenarzt

Gestern war es mal wieder soweit, die halbjährliche Untersuchung beim Augenarzt stand an.
Normalerweise muss man das ja nicht so oft machen, aber im Vorfeld meiner Nierentransplantation musste ich schon 1x jährlich nachgucken lassen und nun eben 2x.
Vor der Transplantation hatte ich nur eine leichte Kurzsichtigkeit und eine beginnende Hornhautverkrümmung, die aber stabil blieb.
Nach der Transplantation, als ich zunächst mit täglich 40mg Cortison behandelt wurde (dann 20mg, dann 10, dann 4 und jetzt 2), stellte der Augenarzt einen beginnenden Grauen Star fest.

Der erste Arzt äußerte zunächst einen Verdacht, der Kollege in der selben Praxis sprach beim nächsten Mal direkt von baldiger OP usw.
Na, DAS war ja wieder das Richtige für mich! Das erste Mal einen Arzt gesehen und der erzählt mir gleich was von einer OP!
Zu dem bin ich nie mehr gegangen, ich beharre jetzt immer darauf, dass ich einen Termin bei dem vom ersten Mal bekomme.

Gestern war es nun das 2. Mal, dass er mich beruhigte und sagte, es wäre alles stabil, hätte sich nix verschlechtert.
Puh, zum Glück!

Die Angst, wieder gesundheitlich eingeschränkt zu sein, nicht zu wissen, wie es ausgeht, schafft mich jedes Mal! Wirklich Ruhe habe ich immer nur kurz nach einer entwarnenden Diagnose.